Gastbeitrag Daniela von blockMquilts

Vielen Dank, liebe Annette, für die Einladung und die Gelegenheit alle angefangenen Projekte für diesen Gastbeitrag über UFOs (unfinished projects) rauszukramen!

Ich bin Daniela und ich nähe moderne Quilts.

2013 bin ich während einer USA-Reise in einen Quilt Shop gegangen, wieso weiß ich nicht, sah irgendwie interessant aus. Bis dahin hatte ich mit Handarbeit überhaupt nichts am Hut. Aber ich war sofort von den Stoffen in besagtem Quilt Shop fasziniert. Und es lag ein Baby Quilt aus. Als ich diesen anfasste ist irgendwas in mir passiert. Ich wusste, ich musste so einen Quilt machen, und irgendwie wusste ich auch dass ich das gut machen würde.

Noch in den USA kaufte ich mir drei Quilt-Bücher, recherchierte alles was ich finden konnte und besorgte mir jede Menge Stoff, einen Rollschneider und ein Lineal. Wieder zuhause bin ich los und habe mir eine Nähmaschine gekauft. Wohlgemerkt: zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nie genäht und überhaupt keine Ahnung auf was ich mich da einlasse. ´

Kurzerhand habe ich einen Anfänger-Nähkurs in einem kleinen Stoffladen gemacht und hab dann anhand von Blogs und Video Anleitungen mir selbst das Quilten beigebracht. Anfang 2014 hatte ich meinen ersten Quilt fertig und habe auch gleich angefangen zu bloggen. Bis heute verstehe ich meinen Blog als Dokumentation und kreatives Tagebuch. Ich blogge unter blockMquilts und bin unter diesem Namen auch bei Instagram zu finden.

Zusammen mit Friederike und Barbara habe ich 2019 Das Quilt Kollektiv gegründet. Bei einer unserer Veranstaltungen, dem Quilt Campus in Heidelberg Ende 2019, haben Annette und ich uns auch kenngelernt. Ich bin außerdem Ambassador der Modern Quilt Guild. 

Bis jetzt (Anfang 2021) habe ich fast 50 große und kleine Quilts genäht. Bei den ersten vier Quilts habe ich nach Anleitung genäht, dann aber ganz schnell festgestellt, dass ich eigentlich viel lieber meine eigenen Ideen und Entwürfe umsetze. Dabei arbeite ich heute fast ausschließlich intuitiv (im Englischen sagt man auch ‚Improv‘ dazu) und fast nur noch mit Uni Stoffen.

Hier ist eine kleine Auswahl meiner Arbeiten:

Aber heute geht es ja um UFOs und nicht um fertige Projekte! Ich zeige euch jetzt erst, woran ich momentan arbeite und dann geben ich ein paar Tipps, die mir geholfen haben meine UFOs abzuarbeiten und Stoffreste zu vermeiden.

Ich sehe immer zu, dass ich eine möglichst überschaubare Anzahl von Projekten gleichzeitig bearbeite. Zu viele laufende Projekte machen mich nervös und ich verliere den Überblick. Meist habe ich zwei, maximal drei Quilts, an denen ich arbeite. Diese sind dann auch meistens in unterschiedlichen Stadien.

Ein fertiges Quilt Top

Entstanden ist dieses Quilt Top in einem Online Workshop mit Nicholas Ball und nach einer Improv- Methode, die Nicholas ‚Improv Stacks‘ nennt. Die Rückseite und das Vlies sind bereits fertig zugeschnitten. Bald möchte ich auch mit dem Quilten loslegen. Zum ersten Mal möchte ich hier einige Nähte von der Hand quilten, ich bin ja mal gespannt, wie mir das so gefällt.

Ein fast fertiges Quilt Top

Seit Ende 2017 haben mein Mann und ich unseren ersten Hund, den wir von einer Familie übernommen haben, die die fast siebenjährige Hündin aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr behalten konnten. Für mich war ein Hund immer ein Kindheitstraum. Als ich einen Vortrag von Kitty Wilkin bei QuiltCon 2018 gehört habe, bei dem es darum ging Meilensteine in einem Quilt festzuhalten, wusste ich, dass ich einen Quilt von unseren gemeinsamen Spaziergängen und Ausflügen machen wollte.

Das ist Biene, unsere Vizsla-Hündin. Von zahlreichen Spaziergängen im Wald, von Urlauben am Strand und vom Schwimmen habe ich Quilt-Blöcke genäht, die wir mitgenommen haben und Biene damit fotografiert haben. Das ist, glaube ich, mein längstes, aber auch schönstes UFO.

Nach über drei Jahren habe ich fast alle Blöcke zusammen. An meiner (leider immer noch provisorischen) Design Wand hängen in der Mitte Bäume aus verschiedenen Jahreszeiten, ganz unten sind die Bade-Blöcke vom Schwimmen (die beiden ganz rechts unten müssen noch fotografiert werden) und ganz oben sind die Strand-Urlaube. Leider kann man ja zurzeit nirgendswo hin, deshalb müssen die beiden fehlenden Strand-Blöcke noch etwas warten.

Biene ist mittlerweile 10 Jahre alt und die Schnauze wird immer grauer. Ich freue mich schon so wenn der Quilt fertig ist und wir mit Biene auf der Couch sitzen und an all die schönen Abenteuer zurückdenken!

Im Design Status

Einer meiner Lieblings-Quilt-Blöcke ist der Log Cabin Block. Seit 2019 probiere viele Varianten und Farbkombinationen aus.

Mit dieser Variante hier weiß ich noch nicht so recht wo die Reise hingeht, aber ich mag die sehr grafischen Blöcke und dass man kaum erkennen kann, dass es Log Cabin Blöcke sind.

Bee Blöcke

2015 habe ich eine Quilting Bee gegründet, den Quilty Circle of Bees. Hier nähen wir mit sechs Quilterinnen alle zwei Monate Blöcke für die jeweilige Bienenkönigin und ich habe schon einige wirklich schöne Quilts genäht, die mit Hilfe der anderen Quilterinnen entstanden sind. Ende April 2021 erhalte ich Blöcke von meinen fleißigen Bienchen zurück. Ich habe mir improvisierte HSTs (Half Square Triangle) in vielen Farben gewünscht. Dies hier sind meine:

Für mich sind die vielen Farben eine Herausforderung, da ich selbst meistens mit einer sehr reduzierten Farbpaletten arbeite. Aber man wächst mit den Aufgaben, und ich freue mich auf all die Blöcke. Das ist eine meiner liebsten Schritte beim Nähen eines Quilts: das Puzzeln der Blöcke.

Das Problem mit den Stoffresten

Von dem meisten Stoffresten mache ich recht zeitnah nach der Fertigstellung des Quilts kleine Projekte. Manchmal ist es ein Kissen oder z.B. eine Reißverschlusstasche. Mein Problem ist dabei, dass mir meistens die Farbkombinationen meiner Quilts so gut gefallen, dass ich die Stoffreste nicht trennen möchte. Also bewahre ich sie projektbezogen auf, was nach acht Jahren der Quilterei ziemlich ausgeufert ist.

Also habe ich Mitte 2020, während der Corona-Pandemie, angefangen diese ganzen Stoffpakete rauszukramen. Und ich habe Dinge daraus genäht. Zum einen habe ich so wieder Lust am Nähen gefunden (2020 hat mir ordentlich zugesetzt) und zum anderen habe ich eine Methode für mich entwickelt, wie ich diesen ganzen Stoffresten Herr werde (dazu später mehr).

Dies hier sind einige halbfertige Paneele für Reißverschlusstaschen und zwei für Nadelkissen:

Oben links sind die Reste von meinem Pantone Quilt von 2019 (Pantone Farbe des Jahres 2019: Living Coral), rechts vom Pantone Quilt 2020 (Pantone Farbe des Jahres 2020: Classic Blue). Unten links sind Stoffreste von meinen Prints.

Stoffreste und UFOs unter Kontrolle bringen

Um den Überblick über laufende Projekte und Stoffreste zu behalten, ist für mich eines ganz wichtig: Ordnung.

Ich habe seit drei Jahren das Glück, dass ich eine Nähecke in dem Arbeitszimmer meines Mannes eingerichtet habe (hm, also, um ehrlichen zu sein hat mein Mann einen Schreibtisch in meinem Nähzimmer, aber ihm reicht der Platz). Als ich anfing zu nähen habe ich am Küchentisch genäht. Und das für ca. 4 Jahre. Das war sehr umständlich, ich musste ständig meine Sachen hin und weg räumen und für kurzweilige Dinge war das überhaupt nicht geeignet.

Für ein weiteres Jahr habe ich mir einen kleinen Schreibtisch und ein kleines Regal ins Wohnzimmer gestellt, was wir ein bisschen umgestellt hatten. Das war eine riesige Verbesserung der Nähsituation. Endlich konnte ich Stoff und Zubehör auf der Schneidematte liegen lassen und auch mal nur für 30Minuten nähen. Das war vorher undenkbar.

Dann kam der Hund und damit verbunden ein Umzug. Und mit dem Umzug kam das Näh- / Arbeitszimmer.

Jetzt habe ich zwei 1 x 2m große Tische in L-Form, auf dem einen ist eine große Schneidematte, an dem anderen Tisch nähe ich. Ich habe Platz Quilts aufzuhängen (die drei kleinen Quilts an der Wand links sind nicht von mir) und auf der gegenüberliegen Wand ist Platz für eine Design Wand (siehe Foto oben). In einem Roll-Container unter dem Schreibtisch habe ich Lineale, Skizzenbücher und Stifte, Nähgarn, Quilt-Handschuhe, Reißverschlüsse, und sonstiges Zubehör.

Meine Stoffe lagere ich mittlerweile in zwei Regalen. Links die Prints und Jersey, rechts die Uni Stoffe. Alles schön nach Farbe sortiert und auf eine Größe gefaltet. Und in den fünf weißen Blechboxen im rechten, unteren Regal, da sind meine unifarbenen Stoffreste drin. Mehr habe ich nicht. In den Gläsern auf dem Regal rechts sind die Stoffreste der Prints nach Farben sortiert. Auch recht überschaubar.

Im Schrank rechts über den weißen Blechdosen sind die beiden (fast) fertigen Quilt Tops, darunter Stoffauswahl für die nächsten Projekte.

So ist alles organisiert und ich habe alles schnell griffbereit.

Tipp für das Verbrauchen von Stoffresten

Bevor ich in Meterware schneide suche ich immer, immer, immer vorher in meinen Resten und gucke ob da nicht ein passendes Stück Stoff dabei ist. So oft bin ich da fündig geworden. Und ich habe mir erspart, noch mehr Stoffreste zu produzieren. Denn selten verbraucht man ja alles was man aus der Meterware geschnitten hat.

Tipp für das Abarbeiten von UFOs

Ich habe meine ganzen Stoffpakete gesammelt und griffbar neben die Nähmaschine gelegt.

Bei QuiltCon 2020 habe ich mir diese große Projekttasche gekauft. Solche Taschen kann man sich auch super selbst nähen aus z.B. klarem Vinyl, so sieht man immer was drin ist. In meiner Projekttasche sind meine ganzen UFOs drin. Da sind Stoffreste von meinem Regatta Quilt von 2014 (!) und der zweiten Version des Quilts von 2017. Da ist Stoff für eine Reißverschlusstasche (Reste von einem Quilt von 2018), meine Bee Blöcke, und Stoffreste von einem Quilt von 2019, die ich zu einem Kissen verarbeiten möchte.

Jetzt kann ich immer in diese Tasche gucken und das nähen, worauf ich Lust habe. Auch nach einem langen Tag im Büro, wenn ich nur vielleicht 30 oder 45 Minuten Zeit und Lust habe, finde ich da was. Und so werden meine vielen kleinen UFOs auch endlich weniger.

Und ja, bei mir sieht’s immer so aufgeräumt aus. Chaos macht mich wahnsinnig. Und ich kann mich so voll und ganz auf das eine Projekt konzentrieren, an dem ich gerade arbeite ohne dass ich von zahlreichen weiteren Projekten abgelenkt werde.

Zusammenfassung

Das sind die Dinge, die mir helfen meine UFOs und Stoffreste unter Kontrolle zu halten:

  1. Ordnung halten
  2. Nie zu viele Dinge auf einmal anfangen
  3. Sich voll und ganz auf das eine Projekt konzentrieren
  4. Projekttasche griffbereit neben der Nähmaschine haben
  5. Immer erst Stoffreste verbrauchen, bevor Meterware angeschnitten wird
  6. Sich eine Nähecke einrichten, und sei sie noch so klein (mein erster Tisch im Wohnzimmer war 70x70cm groß).

Ich hoffe ihr könnt von den Tipps etwas für euch mitnehmen. Mir hat dieser Blog-Post große Freude bereitet.  Vielen Dank nochmal Annette für die Einladung!

 

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6 Kommentare

  1. Liebe Daniela,

    vielen Dank für die Vorstellung und deine schöne Erzählung, wie du zum Nähen/Quilten gekommen bist. Unordnung macht mich auch wahnsinnig, noch bin aber weit davon entfernt, dass es bei mir so ordentlich wie bei dir aussieht, aber ich arbeite an der Zielerreichung. Ich habe deutlich mehr Stoffe/Material, da heißt es noch eine Weile abbauen, damit alles in die Schränke und Schubladen passt.

    Aber hier geht es heute nicht um mich, sondern um deine tollen Werke. Ich habe mit Patchwork/Quilten nur wenig am Hut, da ich die meisten Werke bislang immer recht altbacken fand. Ganz anders aber deine modernen Quilts, da juckt es mich regelrecht in den Fingern – deine Quilts sehen großartig aus, ich bin schockverliebt.

    Schön, dass du dein Nähzimmer und deine schönen Werke gezeigt hast, vielen Dank dafür. Auch für die Ideen zur Resteverwertung und zum Ufo-Abbau bzw. der Organisation derselben. Die Projekttaschen sind ein toller Tipp.

    Liebe Grüße

    Anni

    1. Hallo Anni, vielen Dank für deine lieben Worte. Da werde ich ja glatt ganz verlegen. Es freut mich sehr, dass dir meine Quilts gefallen und du etwas für dich mitnehmen konntest für deine eigene Organisation der UFOs. Liebe Grüße, Daniela

  2. Hallo Daniela,
    das liest sich ja witzig, wie Du zum Patchwork gekommen bist! Aber manchmal spielt das Leben einem so in die Karten… Wunderschöne Quilts hast Du inzwischen genäht. Aber am beeindruckendsten finde ich Deine Ordnung auf dem Nähplatz! Ich versuche seit Jahren der UFOs Herr zu werden. Zu Beginn meiner PW-Zeit hatte ich keine Vorstellung wie lange das Nähen eines fertigen Quilts dauert. Und so wurden viel zu viele Projekte gleichzeitig begonnen. Wenn ich mal groß bin, bin ich bestimmt an der Stelle, wo Du jetzt bist! *lach*
    Danke für den Besuch in Deinem Nähreich.
    Elke

    1. Hallo Elke, ja, irgendwann kommt man zu so einem Punkt, da muss man gegen die vielen gesammelten UFOs was tun. Hat bei mir ja auch acht Jahre gedauert :o)
      Gern habe ich dich mit in mein Nähzimmer genommen! Viele Grüße, Daniela

  3. Great to know more about you, Daniela! I love your work, and follow your blog since a long time ago now 😉
    Thank you for linking up to my linky party!

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