Divide and Conquer – Gastbeitrag von Marie von SpulenTango

Hallo liebe Näh-Begeisterten! Heute bin ich – Marie vom Blog und Instagram-Account SpulenTango – an der Reihe und möchte euch von meinen Erfahrungen und Strategien zum Thema UFO berichten.

Als mich Annette vor einigen Monaten fragte, ob ich nicht hierzu eine Gastbeitrag schreiben wolle, war ich zunächst ziemlich unsicher. UFOs habe ich doch gar keine, was soll ich also dazu schreiben, war mein erster Gedanke. Doch nach einigen Hin- und Herüberlegungen fielen mir dann doch so einige Projektverläufe ein, die sich in dieser Kategorie wohlfühlen würden…

Zunächst aber einmal: Wer bin ich überhaupt?

Wie bereits erwähnt heiße ich Marie, wohne in Berlin und bin seit 2015 begeisterte Quilterin. Die Aspekte, die mir dabei am besten gefallen, sind Farben und Freemotion-Quilting. Letzteres nimmt bei mir immer viel Raum und, da ich leider keinen Longarm besitze, auch viel Zeit ein. Außerhalb der Quilt-Welt liebe ich alles was mit Büchern, Fitness, Yoga und Schokolade zu tun hat 😉 .

Generell würde ich mich als sehr begeisterungsfähig aber leider auch als sehr ungeduldig und schnell gelangweilt beschreiben. Ersteres führt dazu, dass ich, wenn ein neues Projekt in Aussicht steht, am liebsten alles andere liegen lassen und sofort beginnen möchte. Meine Ungeduld ist dabei dann sicher auch nicht förderlich und führt unweigerlich zu den allseits bekannten UFOs. In den letzten Jahren habe ich mich allerdings etwas diszipliniert und versuche möglichst das bereits begonnene Projekt zu beenden, bevor ich mit einem neuen starte.

 

Gerade aus meiner Anfangs-Zeit ist mir aber ein Quilt noch gut in Erinnerung geblieben. Auf Craftsy hatte ich 2016 einen Mystery-QAL namens Chain of Stars mit Kimberly Einmo entdeckt. Total begeistert von der Idee, das fertige Design des Quilts vorher nicht zukennen, bestellte ich mir einige Stoffe der wunderschönen Nightfall – Kollektion von Maureen Cracknell und legte los. Was genau dazu führte, dass einige fertig genähte Blöcke schließlich in einer Schublade verschwanden, kann ich im Nachhinein leider nicht mehr sagen. Fakt ist jedoch, dass ich erst wieder etwa zwei Jahre später beim Aufräumen darauf stieß. Da ich das Projekt in dieser Zeit vollkommen vergessen hatte, war es für mich sozusagen wieder „neu“ und ich nähte es voller Begeisterung fertig. Der fertige Quilt wurde schließlich zu meinem Liebling. Leider hatte er aufgrund schlechter Vlies-Qualität letztes Jahr einen Unfall in der Waschmaschine und war danach nicht mehr zu retten.

Ganz ähnlich erging es mir mit dem Bernina-QAL von Sugeridoo, der einigen von euch sicher bekannt ist. Gestartet hatte dieser im November 2019 und die ersten drei Monate nähte ich hochmotiviert und pünktlich mit. Dann geriet das Projekt jedoch aus dem Fokus und kurze Zeit später komplett in Vergessenheit. Erst eine Interview-Anfrage von Bernina, die unter anderem auch auf den QAL Bezug nahm, holte sie aus den Tiefen meines Gedächtnisses zurück. Kurze Notiz am Rande: Ich musste zunächst erst auf die Suche nach den bereits fertig genähten Reihen und ausgesuchten Stoffen gehen, bevor ich weitermachen konnte. Auch hier, genau wie beim Mystery-QAL, wieder das gleiche Phänomen: Da der Quilt für mich wieder „neu“ war, nähte ich ihn voller Freude und ohne weitere Zwischenspiele fertig.

Dennoch ergab sich hier ein neues Problem: Als ich den Bernina-Sugeridoo Quilt wiederentdeckt hatte, war ich eigentlich nicht „frei“ für ein neues Projekt. Ich hatte bereits seit Wochen an einem anderen Quilt genäht, der mich jedoch zunehmend zu langweilen begann. Daher viel es mir nicht besonders schwer, dem Sugeridoo-Quilt erst einmal den Zuschlag zu geben. Nach dessen Fertigstellung wandte ich mich wieder meinem vorherigen Projekt zu, aber dieses Mal hatte ich wirklich Mühe, am Ball, bzw. an der Nähmaschine zu bleiben. Vielleicht lag es daran, dass ich diesen Quilt nicht vergessen sondern in sehr guter Erinnerung behalten hatte. Teile davon hatten nämlich nicht irgendwo in Schubladen versteckt gelegen sondern direkt neben mir auf dem Nähtisch und hatten mich, während der Arbeit am Bernina-Sugeridoo QAL, die ganze Zeit anklagend und eifersüchtig angesehen. Trotzdem lautete die Devise „push, push, push“ und ich nähte ihn schließlich fertig.

Weitere UFOs sind bei mir diverse Strickprojekte, mit denen ich einfach nicht weiterkomme. Hier ist das Problem zum einen, dass ich generell nur im Herbst und Winter stricke und daher sowieso nur langsam vorankomme, zum anderen hat sich mein Geschmack was Farben und Stil angeht zwischenzeitlich sehr verändert, sodass manche Projekte nach ihrer möglichen Fertigstellung nicht mehr zu mir passen würden. 

So, nun wisst ihr einiges über mich und meine UFOS. Ich weiß nicht recht, ob ich ein gutes Beispiel bin, um euch hier Ratschläge geben zu können, aber ich möchte es trotzdem gerne versuchen.

Letztes Jahr hatte ich eine große Aufräum- und Ausmiste-Aktion gestartet und habe dabei auch verschiedene Strategien in diesem Bereich kennengelernt, die sich auch auf UFOs beziehen lassen.

Meine wichtigsten Grundfragen lauten hier: „Macht mir das Projekt Spaß“, bzw. „Bin ich am fertigen Produkt interessiert“. Falls man die erste Frage mit einem klaren JA beantworten kann, benötig man vermutlich keine weitere Motivation um das Projekt fertigzustellen. Lautet die Antwort allerdings NEIN, sollte man sich überlegen, ob man sich zumindest noch für das fertige Produkt (eventuell auch in Form eines Geschenks für einen lieben Menschen) erwärmen kann. Falls dem so ist und einfach nur die Motivation fehlt, lautet meine Lieblingsstrategie Divide and Conquer, also Teile und Herrsche. Man teilt das Projekt dabei in viele kleine übersichtliche Abschnitte ein, die man wöchentlich oder täglich abarbeiten kann, und die nicht viel Zeit benötigen. Motivierend finde ich hier auch eine Liste zum Abhaken. 

Schwieriger wird es, wenn sowohl die Motivation als auch die Freude am fertigen Produkt fehlen und diese auch nach einiger Zeit nicht wiederkommen. Hier hat man nun drei verschiedene Möglichkeiten. Zum einen könnte man das Projekt an eine Person abgeben, die Freude daran hat es fertig zu stellen. Außerdem besteht die Möglichkeit, das Projekt wieder in seine Einzelteile zu zerlegen (z.B. Gestricktes auftrennen und etwas Neues aus der Wolle machen) oder sich ein neues Projekt überlegen, in welchem man beispielsweise bereits genähte Blöcke verwenden könnte. Die letzte Möglichkeit ist, das Projekt zu entsorgen. Von dieser bin ich kein Fan, andererseits besteht für mich auch kein Sinn darin, Projekte, von denen man sich sicher ist, sie niemals fertig zu stellen, aufzuheben, damit man sie nicht wegwerfen muss. 

So, ihr Lieben, das ist alles was ich zu UFOs zu berichten habe. Ich hoffe, euch hat dieser Einblick gefallen. Falls ihr mehr von mir sehen oder lesen möchtet, besucht mich doch gerne auf meinem Instagram-Account oder schaut auf meinem Blog vorbei.

Ich wünsche euch noch einen tollen Rest-Sommer!

Alles Liebe

Marie 


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Dieser Beitrag ist verlinkt bei: Patchen und Quilten, HandmadeOnMonday, Creativsalat,  froh und kreativ, Small Quilts and Doll Quilts, Oh Scraps!.

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4 Kommentare

  1. Du bist tapfer 😇 mir wird auch schnell langweilig oder die Stimmung schwankt sehr. Da kann ich nicht stur an einem Ding arbeiten 🙈
    Deine mitunter krass unterschiedliche Farwahl begeistert mich. Ist das Entwicklung von A nach B oder „ich muss alles mal probieren“?

    1. Dankeschön für den lieben Kommentar! 😀 Mir fällt es teilweise auch sehr schwer, bei einem Projekt zu bleiben, vor allem wenn es mich langweilt. Das letzte Mal wurde dadurch bei mir eine ziemliche Nähflaute ausgelöst und das ist dann ja auch nicht optimal.
      Die Farbe zu meiner Farbwahl ist total interessant! Ich probiere sehr gerne viele unterschiedliche Dinge aus und damit auch Farbkonzepte. Inzwischen habe ich dadurch Präferenzen entwickelt aber ich experimentiere auch weiterhin gerne. Das Leben ist zu kurz für ein einziges Farbschema!! 😉

  2. Liebe Marie,
    hab vielen Dank für deinen aufschlussreichen Gastbeitrag. Ich freue mich immer wieder zu sehen, dass ich nicht die Einzige bin, die unfertige Projekte habe. Und, wie man bei dir entdecken kann, es gibt Hoffnung sie fertigzustellen. Es lohnt sich wirklich, weil fertige UFOs glücklich machen. Du Liebe, ich wünsche dir auch weiterhin ganz viel Freude bei deinen Nähwerken. Und bei Instagram werde ich ja immer wieder über den aktuellen Stand deiner Projekte informiert. Dass freut mich wirklich! Genieße den Tag und ganz liebe Grüße aus Heidelberg.
    Annette

    1. Liebe Annette,
      ich danke DIR, dass ich dabei sein durfte! 😀
      Mir fällt es echt nicht einfach, meine Strategie durchzuziehen und kein neues Projekt zu beginnen, bevor das alte nicht abgeschlossen ist. Mal sehen, ob und wie lange ich das durchhalte, hihi.
      Nochmals vielen, vielen Dank für die tolle Chance, mich und meine Projekte auf deinem fantastischen Blog vorstellen zu dürfen!
      Allerliebste Grüße aus Berlin,
      Marie

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