Andrea Karminrot, stellt sich vor
Upps. Du bist nicht auf der falschen Seite! Nein, ich bin heute auf dem Blog von Annette zu Lesen. Sie hat mich eingeladen, über meine Ufo’s zu erzählen. Aber der eine oder andere kennt mich vielleicht gar nicht. Dann fange ich doch mit mir selber an, bevor ich dich mit den Liegenbleibern langweile ?
Ich bin vor einem halben Jahrhundert in der ummauerten Stadt Berlin geboren. Damals war die Stadt noch sehr überschaubar. Nacheinander wurde ich in drei Bezirken groß. Damals lernte ich mit sieben Jahren, das Häkeln und Stricken von meiner Mama. Sie hatte eine zu komplizierte Art zu erklären und ich schnell keine Lust mehr, meine angefangen Projekte zu vollenden. Du siehst, schon damals hatte ich Tendenzen wegzulegen.
Doch Aufgeben ist nicht unbedingt meine Natur. Ich verbeiße mich oft in Dinge, die ich unbedingt wissen möchte. So schnappte ich mir mit 10 erneut die Nadeln und fing an, mir aus dem Gedächtnis das Häkeln und Stricken noch einmal beizubringen. In der Bücherei gab es dazu ja genug Bücher. Und siehe da, es klappte viel besser. Schal und Barbiepuppenkleidchen waren schnell fertig. Wollläden kannte ich noch keine, so besorgte ich mir die Wolle aus dem Kaufhaus.
In der Oberschule traf ich dann Mädchen, die wesentlich besser Stricken konnten als ich. Und was mir noch auffiel, die strickten ganz anders als ich. Inzwischen weiß ich, es gibt viele Wege nach Rom. Ich nutzte die Gelegenheit und bildete mich fort. Es entstand eines meiner ersten Kunstwerke. Ein Pullover für meinen Vater in Größe 60 aus einem Schurwollgarn. Ein Muster mit Oldtimern schmückte die Passe. Der Vater trug diesen Pullover nur nie, weil ich ihn nie hergab. In den 1980er war es schick, übergroße Kleidung zu tragen.
Ich sammelte ab diesem Moment Strickzeitschriften. Carina oder später Verena hießen meine Favoriten. Stapelweise lagen die in meinem Regal. Wenn ich ein Model fand, das mir besonders zusagte, ging die Jagd nach der richtigen Wolle los. In meinem Lieblingswollladen am Savignyplatz bekam ich immer was ich suchte. Ich strickte einen Pulli nach dem anderen. Auch verrückte Modelle aus abgefahrenen Materialien waren dabei. Aber was ich nie machte, ein neues Projekt beginnen, wenn ich noch eines auf den Nadeln hatte. (übrigens ganz grausige Rundstricknadeln, damals!)
Und dann ging es los
Meine Strickkarriere wurde jäh unterbrochen, als die Monster auf die Welt kamen. Ein paar kleine, schnell genadelte Pullover entstanden. Aber zu mehr hatte ich einfach keine Zeit. Und dann kam das Internet, Facebook und YouTube. Über Facebook lernte ich fremde Strickerinnen kennen und traf mich mit denen beim Möbelschweden zum gemeinsamen Stricken. Mir wurde klar, ich hatte die falschen Nadeln (keine aus Holz), hatte keinen Plan, was man alles stricken konnte und noch nie vom bloggen gehört. Aber das änderte sich ziemlich schnell.
Etwas zaghaft, begann ich 2012 zu bloggen und mich an neue Strickstücke zu wagen. Die neuen Strickfreundinnen nahmen mich auf das Wollfest nach Leipzig mit. Ich fand den Zugang zu Ravelry, einem Strick- und Häkelportal. Meine Wollvorräte (die ich vorher nie hatte) nahmen entsprechend zu. Ich kaufte mir viele neue Nadeln, eine Nadeltasche, Nadelkoffer, Maschenmarkierer (was ich nie vorher gebraucht habe, denn ein Fädchen tat denselben Dienst). Ich hörte immer wieder, „mache eine Maschenprobe!“ Niemals hatte ich so etwas vorher gemacht, obwohl meine Pullover immer perfekt gepasst haben. Ich lies mich von schicken Mustern verführen und versuchte immer wieder komplizierte Muster zu knacken. Ich war gefangen, süchtig!
Diese Sucht nach neuen Stricksachen kann ich einfach nicht bekämpfen und das Internet macht es nicht einfach. Kennt jemand die anonymen Stricker? Solltest du wissen, wo die sich treffen, dann schreibe mir bitte. Der Vorsatz, nicht mehr so viel anzufangen, hat sich schon nach wenigen Minuten wieder in Luft aufgelöst, sobald ich einen Blick auf Gestricksel bei Instagram und co werfe. „Das Garn, das ich in der (Vorrat-) Kiste habe, könnte doch perfekt passen!“. „So einen Pullover wollte ich immer schon stricken, was für eine Herausforderung“…
Niemals ohne
Und so liegen zurzeit auf meinem Sofa mehrere größere und kleinere Strickereien und warten auf ihre Vollendung. Damit ich wenigstens ein bisschen den Überblick behalte, habe ich eine Seite in meinem Bullet Journal, wo ich das Angefangene und Gewünschte aufschreibe. Niemals mehr standen da weniger als 4 Projekte. Und ehrlich? Ich will auch nicht mehr weniger Projekte gleichzeitig stricken. Denn immer ist etwas dabei, das mich grübeln lässt, was man mitnehmen kann, etwas das man nebenbei stricken kann, etwas Großes und ganz Winziges.
Wenn du wissen willst, was ich gerade auf den Nadeln habe, dann musst du allerdings zu mir auf den Karminroten Blog wechseln. Da stelle ich heute meine angefangenen Werke vor.
verlinkt mit der Linkparty: Let’s finish old stuff ! und dem Freutag!!
Sehr schön der Gastbeitrag! Neues erfahren ☺
Und stricksüchtig zu sein…es gibt schlimmeres.
Liebe Grüße
Nina
Da hast du wohl recht!
Teilweise kannte ich bereits manches über die Stricklust, teilweise erfuhr ich Neues…
…auf jedem Fall war es ein schönes Erlebnis, hier zu lesen, die nette Andrea besser kennen gelernt zu haben. Und … zwinker, zwinker, die UFO’s sind auch in unserem Hause vorhanden.
Sommersproßsonnige Grüße von Heidrun
Ich bin so froh, dass es nicht nur mir so geht. Das Internet ist wirklich Fluch und Segen zugleich. So viel Inspiration 🙂
Auch ich habe immer mehrere Projekte und ein Paar Socken kann man tatsächlich immer stricken.
Danke für den schönen Beitrag
Liebe Grüße
Ivonne
von Helga:
Hallo an alle lieben Strickerinnen, ich gehe noch einen Schritt weiter zurück als die stricklesende Andrea. 1945 nach Kriegsende gab es keine Auswahl an Wollen und Geschäfte schon gleich gar nicht. Meine Mama kaufte in einer Holzbude, Salat und Kartoffeln und weil man keine Stricksachen zum Warm halten in den kalten Winternächten bei Holz- und Kohlenmangel brauchte, drängte sich das Wort „modisch“ einem nicht auf. Wolle war Wolle von Schachenmayer und nur einfarbig in den Standardfarben. Wohlwollend legte die gute Frau in der Holzbude die noch im Wollverkauf ein kleines Zubrot erwerkelte, ein Knäuel zurück. Zweckmäßig und mit perfekt eingesetzten Ärmeln und anliegenden Ärmelbündchen war das gute Stück professionell. Ufo war ein Fremdwort, alles was genadelt wurde, bereits von mir mit schweissnassen kleinen Händen und wehe eine Masche kam zu Fall, wurde gebraucht, benützt, gewaschen und getragen. In meinem Schrank liegen sie nun 70 Jahre später, fein säuberlich zusammengelagert (sagte die kindliche Kerstin immer) versorgt mit Proviant gegen das Verhungern, gerne auch mottenabwehrende Lavendelkisschen genannt und warten, ja auf was wohl, ? bleibt uns Strickerinnen Geheimnis eben…. die Bloggerinnen -UFO -Sause bei netten und lieben Gasteltern…gell! Weggegeben oder gar aussetzten in einem Container, nein, nie, so ein Überlebensplätzchen muss einfach möglich sein. Nicht vergessen dabei, niemals unsere Bücher stiefmütterlich behandeln jetzt. Die haben schließlich auch ihre Rechte angemeldet.
Herzlichst Helga
Herrlich…, ganz Andrea… Lieben Gruß Ghislana
Achja, der Werdelauf von Andrea kommt mir irgendwie bekannt vor. Ähnlich ist es bei mir auch. Und gerade in der heutigen digitalen Welt den Versuchungen zu widerstehen ist echt total schwer!
Gruß Marion
Toller Beitrag!!! Werde mal gleich bei deinem Blog vorbei schauen!!